Im Angesicht der Ewigkeit
Hilpoltsteiner Kurier, 22.11.2010


Allersberg/ Thalmässing (mkl) Toten- oder Ewigkeitssonntag, eine Friedhofskapelle und Totentanz in Musik, Wort und Bild, dazu ein grauer Spätnachmittag im November: Grauer geht es schon fast nicht mehr. Dazu hat das Vokalensemble Cantus Sacralis [...] zu einem Chorkonzert geladen, mit Themen zu Tod und Vergänglichkeit.  
 
[...] »Nacket bin ich« Am Anfang des Konzerts stehen die »Musikalischen Exequien«, eine Begräbnismusik, von Heinrich Schütz. Timm Wisura, der Leiter und Dirigent des Ensembles, beginnt mit Bassstimme: »Nacket bin ich von Mutterleibe kommen, nacket werde ich wiederum dahin fahren!« [...] In gewohnter Exaktheit leitet Wisura sein Ensemble, das einen präzisen und homogenen Klangkörper in diesen anspruchsvollen Werken darstellt. Soli wechseln mit Capella- und Favoritchor in einer ergreifenden Darbietung, deren erster Teil mit einem mächtigen Schlusschor »Der Tod verschlingt das Leben mein« beendet wird. [...]  
 
Im abgedunkelten Kirchenschiff hat der Chor nach einer kurzen Pause an der Rückwand Aufstellung genommen. Der Altarraum ist die Bühne im nun folgenden Totentanz von Hugo Distler. Mit ekstatischer Gestik und hämischem Grinsen erscheint der Tod in Gestalt des Schauspielers Nigel Greenhalgh und fordert zum Totentanz. [...] Adäquater Chorgesang, gesprochenes Wort und das instrumentale Zwischenspiel von Johanna Landmann auf der Querflöte ergänzen sich in Distlers Werk. Die beeindruckende schauspielerische Leistung von Greenhalgh lässt Schauer über den Rücken laufen. Die Grafiken von Katrin Lederer vervollständigen die Szene. Ob Kaiser, Bischof, Edelmann, Arzt, Kaufmann, Landsknecht, Seemann, Klausner, Bauer, Jungfrau, Greis und Kind: Sie alle werden vom Tod zu einem finalen Tanz geladen. Fast alle betteln um ihr Leben, fast allen wirft der Tod ihr lasterhaftes Leben vor, das auf Schriftrollen festgehalten ist. Lediglich der Bauer und der Klausner dürfen auf Gnade im Jenseits hoffen. [...]